Letzte Saison trafen Sopiko Guramishvili und Marta Michna aufeinander, die Partie endete remis. Während die Hamburgerin vermutlich mit von der Partie sein wird, unterstützt Sopiko aktuell ihren Mann Anish Giri beim Kandidatenturnier in Moskau.
Nach dem dramatischen Sieg gegen Tabellenführer Bad Königshofen geht es für die Schwäbisch Haller Damen in den letzten zwei Runden der Schach-Frauenbundesliga um die deutsche Meisterschaft. Eine so spannende Konstellation vor den letzten beiden Runden gab es in der Frauenbundesliga noch nie. Punktgleich an der Tabellenspitze liegen nur durch die Brettpunkte getrennt der nach 5 Runden schon abgeschriebene deutsche Meister Baden Baden und die beiden Überraschungsmannschaften der Saison, der Hamburger SK und der SK Schwäbisch Hall. Einen Punkt dahinter lauert der entthronte Tabellenführer aus Bad Königshofen auf Ausrutscher der Konkurrenz. In der allerletzten Runde treffen diese 4 Mannschaften direkt aufeinander: Baden Baden spielt in Friedberg gegen Bad Königshofen, Schwäbisch Hall in Kiel gegen Hamburg.
Nachdem gerade die Topmannschaften aus Baden Baden und Bad Königshofen in den letzten Runden aufgrund diverser parallel stattfindender Turniere auf viele Weltklassespielerinnen verzichten mussten, können sie in den letzten beiden Runden zumindest theoretisch aus dem Vollen schöpfen, fast alle Spitzenspielerinnen sollten verfügbar sein.
Für die Haller Mädels geht es zum Saisonabschluss in den hohen Norden. Gastgeber der Doppelrunde ist der schon als Absteiger feststehende Außenseiter SK Doppelbauer Kiel. Nichtsdestoweniger freuen sich die Kielerinnen darüber, dass bei ihnen möglicherweise der deutsche Meister 2016 gekürt wird.
Am Vortag des alles entscheidenden Spiels gegen die Damen des Hamburger Schachklubs – mit über 700 Mitgliedern der größte Schachverein Deutschlands – tritt Schwäbisch Hall gegen Kiel an. Gleichzeitig spielt Hamburg gegen Deizisau. Während Deizisau gegen Hamburg durchaus ein Unentschieden oder gar ein Sieg zuzutrauen ist, wäre alles andere als ein klarer Haller Sieg gegen Kiel eine Überraschung.
Am Sonntag kommt es zum zweiten Teil der „Hamburger Woche“, und natürlich wollen die Haller Damen es nicht den Herren gleichtun, die in der Männerbundesliga am letzten Sonntag etwas überraschend eine glatte 2,5-5,5 Niederlage gegen den HSK kassierten.
Die Hamburgerinnen sind diese Saison noch ungeschlagen, sie spielten dreimal unentschieden gegen Baden Baden, Friedberg und etwas überraschend gegen Großlehna. Je nach Aufstellung beider Mannschaften ist die Begegnung völlig offen, gerade an den vorderen Brettern ist Hamburg sehr stark besetzt. Im Vorjahr war das Aufeinandertreffen mit Hamburg in den heimischen Stadtwerken der allererste Bundesligaauftritt für Schwäbisch Hall überhaupt, und er endete mit einem harterkämpften 4-2 Sieg.
Trotz der weiten Anreise werden die Haller Damen von einer für Schachverhältnisse erstaunlichen Anzahl von Schlachtenbummlern begleitet, die sich zum Teil schon am Donnerstagmorgen am Bahnhof Hessental treffen, um gemeinsam Richtung Kiel aufzubrechen. Der Autor dieser Zeilen kommt einen Tag später nach einem kurzen Zwischenstopp in der Heimat nach.
Egal wie die Saison ausgeht werden die Haller Damen gemeinsam mit Betreuern und Schlachtenbummlern den Saisonabschluss am Sonntagabend gebührend feiern. Man erinnere sich: erst im allerletzten Moment, nur wenige Stunden vor dem Abgabetermin der namentlichen Mannschaftsmeldung im letzten Sommer, konnte die Finanzierung der Saison überhaupt gesichert werden. Dass die Mannschaft bis zum Schluss um den Titel mitspielt, hätte sich zu dem Zeitpunkt niemand träumen lassen, noch weniger nach der glatten Niederlage gegen die Rodewischer Schachmiezen in Runde 2.
Doch danach startete die Mannschaft eine Aufholjagd, gekrönt durch die Siege gegen die Liga-Schwergewichte aus Baden Baden und Bad Königshofen. Jetzt wollen die Spielerinnen auch den letzten Schritt machen und die deutsche Meisterschaft pünktlich zum 80-jährigen Jubiläum des SK Schwäbisch Hall in die Kocherstadt holen.
Von den Spielorten Kiel und Friedberg, an denen die Titelentscheidung fallen wird, wird es im Internet eine Liveberichterstattung in diversen Blogs geben. Aus Kiel berichte ich aus Haller Sicht auf dieser Webseite, voraussichtlich wieder auf Englisch. Auf der Seite der Hamburger berichtet der Hamburger Kapitän Andreas Albers. Außerdem sorgen die Hamburger ebenfalls auf ihrer Vereinsseite für eine Internet-Liveübertragung der Partien aus Kiel. Über die Geschehnisse in Friedberg wird der Baden Badener Kapitän Thilo Gubler auf seiner Webseite berichten.