Der Erfurter Dom bei herrlichem Frühlingswetter im Winter
Zwischen Weihnachten und Neujahr spielte ich zum wiederholten Mal beim Erfurter Open mit. Das Meisterturnier wurde in der 17. Etage des Radisson Blu Hotels mit herrlichem Blick über die Stadt gespielt. Insgesamt waren über 400 Teilnehmer in 4 Turnieren am Start, das Turnier war komplett ausgebucht. Mein Ergebnis war eher durchwachsen, ich habe schon bessere Turniere gespielt: 6 Remis und 2 Niederlagen gegen gute Gegnerschaft kosteten einige wenige Elopunkte.
Das Turnier begann verheißungsvoll mit einem Remis gegen einen ukrainischen IM, der allerdings “nur” noch auf knapp über 2200 Elo kam. Ich stand die ganze Partie besser, mein Gegner fand einige “einzige Züge”, und am Ende gab es im Turmendspiel eine Zugwiederholung. Danach folgte eine Schwarzniederlage gegen den bei mir nicht sonderlich beliebten Lb5-Sizilianer und ein weiteres Weissremis aus besserer Stellung – ich gewann mit einer alten Vorbereitung einen glatten Bauern in der Eröffnung gegen einen Jugendspieler, stellte diesen aber postwendend wieder ein, Ergebnis war ein totremises Turmendspiel. Die nächste Schwarzpartie ging verloren – ich fand nach besserer Eröffnung in einem abgelehnten Wolgagambit zielstrebig für alle meine Figuren die schlechtesten Felder.
Copyright: Klaus Steffan, Turnierseite
Danach folgten 4 weitere Remis, in keiner der Partien stand ich schlechter, aber halt auch nicht so viel besser, dass viel mehr drin war. Interessant noch die Partie gegen einen dänischen Jugendlichen: er spielte das Londoner System, in dem Weiss erstmal Beton anrührt mit d4, Lf4, c3, e3. Einen Tag vorher hatte er dieselbe Eröffnung auf dem Brett, und er und die Erfurter Jugendspielerin Alina Zahn schafften es tatsächlich, eine Variante mit beiderseitigen Damenopfern in den ersten 10 Zügen zu finden. Danach entstand allerdings ein völlig ausgeglichenes für beide Seiten ziemlich perspektivloses Endspiel. Hier die Zugfolge:
1.d4 d5 2.Sf3 Sf6 3.Lf4 c5 4.c3 Sc6 5.e3 Sh5 6.Lg5 h6 7.Lh4 g5 8.Se5 Sxe5 9.Dxh5 Lg4 10.Lb5+ Dd7 11.Lxd7+ Kxd7 12.Dxg4+ Sxg4 13.Lg3 =, remis nach weiteren ca. 15 Zügen.
Daher wusste ich, was kommt, wählte einen ambitionierteren Aufbau, allerdings endete die Partie dann in einem ausgeglichenen Turmendspiel.
In den letzten zwei Partien ging es nochmal gegen junge Spieler, in den beiden Partien war eher wenig los, gerade mit der letzten Partie waren weder mein Gegner noch ich mit dem Remis nach Zugwiederholung richtig zufrieden, es kam ein englisches Rubinsteinsystem aufs Brett.
Letzte Runde, Copyright: Klaus Steffan, Turnierseite
Das Turnier gewann der einzige GM im Feld, Boris Chatalbashev, vor Jonas Lampert und Georgios Souleidis, die alle auf 6,5 Punkte kamen. Jonas Lampert konnte den vor der letzten Runde alleine führenden Nikolas Lubbe noch von der Spitze verdrängen, der zuvor den GM hatte schlagen können. Beste Dame im Feld wurde die Friedberger Bundesligaspielerin Elena Levushkina mit hervorragenden 6 Punkten, 5 Punkte erreichten unter anderem ihre Mannschaftskolleginnen Filiz Osmanodja und Melanie Ohme (jetzt Lubbe) sowie die für Lehrte spielende Fiona Sieber, eins der hoffnungsvollsten deutschen Jungtalente. Sie erreichte unter anderem ein Remis gegen Nikolas Lubbe, allerdings glücklich aus totaler Verluststellung. Die Haller Damen sollten vor den nächsten Bundesligarunden also gewarnt sein.
Fazit: schönes Ambiente, schönes Turnier, für 2016 sollte ich daran arbeiten, aus besseren oder perspektivreichen Stellungen mehr als ausgeglichene Endspiele zu machen. Weitere Berichte, Partien und vor allem viele Fotos und Videos gibt es auf der Turnierseite.