Erfolgreiches Wochenende für die Schwäbisch Haller Schachdamen: mit drei Siegen gegen Reisepartner Deizisau sowie gegen Erfurt und Lehrte gehen sie als Tabellenführer der Frauenbundesliga in die Weihnachtspause vor den ebenfalls verlustpunktfreien Hamburgerinnen und Titelfavorit Baden-Baden, der gegen Bad Königshofen nicht über ein 3-3 hinauskam.
In Deizisau wurde am Freitagabend zunächst die Einzelrunde gegen Reisepartner Deizisau nachgeholt. Aufgrund des freitäglichen Berufsverkehrs startete der Kampf mit geringfügiger Verspätung, ausgerechnet der Schiedsrichter war im Stau hängengeblieben. Nachdem es Ende April beim Bundesligafinale einen äußerst knappen Sieg für Schwäbisch Hall gegeben hatte, der letztendlich den Weg zur Meisterschaft frei machte, wurde wieder ein enges Match erwartet. Doch es kam anders. An den ersten vier Brettern saßen die erwarteten Gegnerinnen, doch an den hinteren Brettern war Deizisau deutlich schwächer aufgestellt als vermutet. Noch dazu war die Deizisauer Spielerin an Brett 6 krankheitsmäßig ziemlich angeschlagen.
Die erste Entscheidung fiel an Brett 5: Petra Papps Gegnerin übersah schon nach 20 Zügen ein 2-zügiges Matt, auf diesem Niveau noch dazu ohne Zeitprobleme passiert so etwas ganz selten. Jovana Rapport erhöhte kurz danach an Brett 6 auf 2-0, und Irina Bulmaga, zwar gehandicapt durch einen steifen Nacken, kurz danach auf 3-0. Glücklicherweise muss man im Schach den Kopf nicht so oft drehen, vielleicht lag es daran, dass Irina sich auf den Königsflügel konzentrierte und gegen die starke Hanna Marie Klek, immerhin die aktuelle deutsche Nummer 5, einen überzeugenden Sieg einfuhr. Als danach Deimante Cornettes Partie im Dauerschach endete, war schon nach 3 Stunden die Entscheidung gefallen. Lela Javakhishvili erhöhte auf 4,5-0,5, und in der letzten Partie gelang Deizisau nur noch der Ehrentreffer zum 4,5-1,5 Endstand.
Am Samstag und Sonntag ging es gegen Erfurt und Lehrte, beides Mannschaften aus dem hinteren Tabellendrittel. Und die Hallerinnen wurden ihrer Favoritenrolle voll gerecht und gewannen zweimal 6-0. Erfurt konnte nur 5 Spielerinnen ans Brett bringen, daher hatte Ekaterina Atalik an Brett 1 einen freien Nachmittag. Auch die anderen Partien liefen alle in die gleiche Richtung, sodass relativ schnell die Entscheidung gefallen war. Die Mannschaft aus Lehrte wehrte sich am Folgetag mehr, nach 2 Stunden waren die meisten Partien noch im Gleichgewicht. Aber dann kippte doch eine Partie nach der anderen. Gerade nach längerer Spielzeit kommt im Schach ein deutlicher Spielstärkevorteil häufig besonders zum Tragen. Den Schlusspunkt setzte Lela Javakhishvili, die ein Turmendspiel mit mikroskopischem Vorteil gegen die U16-Europameisterin Fiona Sieber am Ende noch zum Sieg führte. Sie zeigte eindrucksvoll, was aus vermeintlich ausgeglichenen Stellungen noch herauszuholen ist. Lela hat alle bisherigen 5 Saisonpartien gewonnen und ist damit Topscorerin sowohl von Schwäbisch Hall als auch in der Liga.
In der nächsten Runde kommt es Ende Januar in Hamburg zum Spitzenspiel gegen den ebenfalls verlustpunktfreien Hamburger SK, außerdem geht es gegen den Tabellendrittletzten Doppelbauer Kiel.
Bis dahin sind die meisten Spielerinnen bei allerlei Turnieren im Einsatz – gerade in den Wintermonaten findet eine Vielzahl hochkarätiger Turniere statt. Den Anfang macht die Weltmeisterschaft im Blitz- und Schnellschach der Männer und der Frauen, die – man höre und staune – ab dem 25.12. in Saudi-Arabien stattfindet. Den Spielerinnen wurde zugesichert, dass sie im Spielsaal unverschleiert spielen dürfen, und das in einem Land, in dem es Frauen gerade erst erlaubt wurde, Auto zu fahren und ins Kino zu gehen. Man kann geteilter Meinung darüber sein, ob gerade ein Frauenturnier in solch ein Land vergeben werden sollte, aber vielleicht leistet es ja einen kleinen Beitrag zur Verbesserung der Rechte der Frauen in Saudi-Arabien.
Hier die aktuelle Bundesligatabelle:
Und ganz am Ende noch ein paar Links: Artikel beim Schachticker, Artikel im Haller Tagblatt und last but not least die Bildergalerie diesmal nicht nur mit meinen Bildern, sondern einem Großteil der Bilder von der württembergischen Frauenreferentin Biserka Brender. Außerdem hier nochmal der Link zu allen Partien des Wochenendes.