Das Grenke Open 2018 in Karlsruhe schlug mal wieder alle Rekorde: insgesamt über 1500 Teilnehmer, davon fast 800 im A-Open. Dazu die ersten 3 Runden der Grenke Chess Classics mit dem Duell WM-Herausforderer gegen Weltmeister Caruana-Carlsen in der ersten Runde und ein Sensationssieger Vincent Keymer im Open mit 8/9.Meine eigene Punktausbeute war eher durchwachsen. Positiv zu sehen ist, dass ich in fast allen Partien Chancen gegen stärkere Gegner hatte, negativ, dass ich allein 3 mehr oder weniger eindeutige Gewinnstellungen noch vergeigt habe. An der Chancenverwertung werde ich noch arbeiten müssen, nachdem gerade die Eröffnungen dieses Mal im Gegensatz zum Vorjahr ganz gut liefen.
Der SWR schaltete zur Eröffnung sogar live nach Karlsruhe, unten das Video aus SWR Aktuell, auch wenn die Qualität leider nicht so toll ist.
Das Open gewann sensationell der 13-jährige Vincent Keymer als Nummer 99 der Setzliste, er gewann die letzten 4 Runden samt und sonders gegen Großmeister und schlug in der letzten Runde Richard Rapport, der mit hohem Risiko voll auf Gewinn spielte und am Ende kühl ausgekontert wurde. Damit qualifizierte sich Vincent auch für die nächsten Grenke Chess Classics – zögert aber aufgrund seiner (noch) deutlich schwächeren Elo als bei den anderen zu erwartenden Teilnehmern, ob er dies wahrnehmen wird. Aber wer weiß, wie seine Elo in einem Jahr aussieht, wenn er so weitermacht.
Eine schöne Geschichte am Rande:
Für einen Amateurspieler ist es bei so einem Turnier ja das Größte, einmal die Möglichkeit zu bekommen, gegen einen Großmeister zu spielen. Und das schaffte die nominell Setzlistenletzte des A-Opens, die 20-jährige Franziska Fröhlich aus Ulm auf ganz überraschende Weise. Aufgrund der ungeraden Teilnehmerzahl wurde sie in der ersten Runde zunächst als „spielfrei“ geführt, kurz vor Turnierbeginn und nach der Auslosung kamen aber noch einige Teilnehmer, die sich entweder verspätet hatten oder ganz kurzfristig zu einer Teilnahme entschlossen hatte. So weit wie möglich versuchte das Schiedsrichterteam um Jens Wolter diese nachzupaaren. Dadurch spielte Franziska plötzlich gegen einen IM – und gewann gegen den Titelträger gleich mal, sie sagte hinterher, er habe einfach nur schlecht gespielt und sich zusammenschieben lassen. So weit so gut und noch (fast) normal. Der „Hammer“ kam dann aber in der 2. Runde: als nominell schwächste Gewinnerin der ersten Runde wurde Franziska bei der Auslosung heruntergelost und spielte damit plötzlich gegen den stärksten Remisspieler der ersten Runde, und das war kein geringerer als die Nummer 32 der Weltrangliste, der Chinese Wang Hao mit einer Elo von über 2700, der in der ersten Runde nicht über eine Punkteteilung herausgekommen war. Damit kam es zur Paarung mit der maximal möglichen Elodifferenz im Turnier von etwa 900 Punkten (nach DWZ war es sogar noch mehr). Natürlich verlor Franziska, in einem Tarrasch-Franzosen opferte sie eine Qualität für Aktivität und meinte hinterher, dass gerade gegen einen 2700er die Kompensation für das Opfer nach ungefähr 5 Zügen weg war und sie dann nur noch eine Stellung weniger hatte. Trotzdem ein tolles Erlebnis für die Nachwuchsspielerin. Danach lief das Turnier für beide in die erwartete Richtung, nämlich für Franziska eher in das hintere Turnierdrittel und für Wang Hao nach vorne, mit 7 Punkten landete er am Ende auf dem geteilten 5. Rang.
Hier eine Bildergalerie vom Open (und hier der Direktlink zu Flickr):