Alina Kashlinskaya und Antonaeta Stefanova vor ihrer Partie
Sensation in der Frauenbundesliga: die Haller Damen schlugen heute den deutschen Meister aus Baden Baden mit 3,5-2,5. Alina Kashlinskaya gelang eine Glanzpartie gegen die ehemalige Welmeisterin Antonaeta Stefanova, Irina Bulmaga gewann eine dramatische Partie gegen Ketino Kachiani-Garsinska, die den Kampf entschied.
Baden Baden lief in der mehr oder weniger erwarteten Besetzung auf und war insgesamt an allen Brettern nominell leicht überlegen. An Brett 1 spielte die Weltranglistensiebte und ältere der Muzichuk Schwestern Anna, an Brett 2 Exweltmeisterin Antonaeta Stefanova. Die Eröffnungen aller Partien deuteten auf einen spannenden Verlauf der Begegnung hin, und die Erwartungen wurden nicht enttäuscht. Alina Kashlinskaya hatte schon beim Mittagessen mit dem Wort “Attack!” angekündigt, auf Angriff zu spielen und ließ den Worten Taten folgen. Schon früh öffnete sie gegen die moderne Verteidigung von Stefanova die h-Linie und massierte ihre Schwerfiguren dort. Die Meinung der Zuschauer variierte von “das kann nicht gehen” bis zu “das schlägt durch”. Am Ende schlug der Angriff tatsächlich durch. Alina brachte ein spektakuläres Springeropfer, das keiner der Zuschauer auf der Rechnung hatte, und jagte den schwarzen König von g8 nach c5. Einen Zug vor dem Matt gab Stefanova auf. Für den Ausgleich sorgte Anna Muzychuk, die nach dem Remis im Vorjahr dieses Jahr gegen Nino Batsiashvili das bessere Ende für sich hatte, auch diese Partie wurde über die offene h-Linie entschieden. Danach endeten die Partien von Ekaterina Atalik gegen Ekaterina Kovalevskaya und von Karina Ambartsumova gegen Elena Sedina remis, beide auch nach äußerst spannendem Verlauf. Atalik und Kovalevskaya hatten ein hochkompliziertes damenloses Mittelspiel auf dem Brett, in dem zwischenzeitlich fast alle Leichtfiguren entweder hingen oder durch Springergabeln bedroht waren. Am Ende hatte Atalik eine Qualität gegen 2 Bauern, zu dem Zeitpunkt war der Remisschluss klar, keiner konnte mehr auf Gewinn spielen. Karina stieß gegen einen Winawer-Franzosen ihren h-Bauern einfach mal bis h7 vor, dort blieb er auch bis Partieende stehen. Schwarz hatte dafür die besseren Felder für ihre Leichtfiguren, nach kompliziertem Verlauf endete die Partie in einem Schwerfigurenendspiel durch Zugwiederholung, Karina hätte vielleicht weiterspielen können, wollte dies aber wegen ihres unsicher stehenden Königs und zweier gegnerischen Freibauern auf dem Damenflügel nicht riskieren.
Auf der Suche nach einer Verbesserung in Karinas Partie am Computer des Autors, etwas richtig Zwingendes fand man nicht
Entscheidend war die Partie von Irina Bulmaga, die mit Schwarz gegen die ehemalige deutsche Nationalspielerin Ketino Kachiani-Gersinska spielte. Die Partie bot faszinierende Stellungsbilder unter anderem mit einem völlig eingebauten weißen Läufer auf a1 und der schwarzen Aufstellung Da8/Lb7. In Zeitnot verlor Irina in komplizierter, aber wohl ausgeglichener Stellung den Faden und hatte zwischenzeitlich 3 (!) Bauern weniger, allerdings jede Menge Drohungen. In beiderseitiger Zeitnot war die Stellung kaum zu beurteilen. Zunächst gewann Irina ihre Bauern zurück, dann ließ ihre Gegnerin die Chance aus, eine Qualität und damit wahrscheinlich die Partie zu gewinnen. Kurz nach dem 40. Zug kippte die Partie vollends. Irina konnte in ein Endspiel mit 2 Leichtfiguren gegen einen Turm abwickeln, das sie wenig später durch einen einfachen taktischen Trick in gegnerischer Zeitnot gewann.
Die entscheidende Partie Kachiani-Gersinska – Bulmaga
Dies war die Entscheidung, da Deimante Daulyte als letzte in einem todremisen Turm/Läuferendspiel stand – sie hatte vorher eher besser gestanden, im Endspiel war aber nichts mehr los, obwohl die für Schottland startende Ketevan Arakhamia-Grant länger versuchte, die Partie doch noch zu gewinnen, um den Kampf auszugleichen. Am Ende musste sie in das Remis zum Überraschungssieg der Hallerinnen einwilligen, die sich nach der Niederlage in der 2. Runde gegen Rodewisch wieder im Meisterrennen zurückgemeldet haben. Die Partien können hier nachgespielt werden.
Es ist geschafft: die letzte Partie ist remis.
Der Parallelkampf zwischen Deizisau und Karlsruhe war ebenfalls sehr spannend, am Ende setzte sich der Favorit aus Deizisau knapp mit 3,5-2,5 durch, nachdem die Karlsruherinnen lange durch Bergit Brendels Sieg gegen Natalie Straub, die ein Matt übersah, geführt hatten. Yuliya Naiditsch schaffte nach 5 Stunden den entscheidenden Sieg gegen Jessica Schmidt.