Die Schacholympiade in Batumi sah eine enorm spannende Schlussrunde und endete mit einem Doppelsieg von China sowohl bei den Männern als auch bei den Frauen. In beiden Wettbewerben musste die Wertung entscheiden, und sie entschied jeweils für China. Aufgrund der großen Spannung konzentriert sich dieser Beitrag nur auf das Schachliche.
Bei den Männern trennten sich in der letzten Runde die punktgleich führenden Mannschaften aus den USA und China 2-2. Kurios der Verlauf an Brett 2 und 4: bis zum 17. Zug wurde in beiden Partien die exakt gleiche katalanische Eröffnungsvariante gespielt, erst dann wichen die weißspielenden Chinesen voneinander ab. Ob das Zufall war oder eine gezielte Vorbereitung einer der beiden Seiten, ist mir nicht bekannt. Jedenfalls musste Wesley So gegen Yu Yangyi deutlich länger ums Remis kämpfen als Sam Shankland gegen Li Chao (warum er in den Fidelisten nach wie vor mit “Li Chao b” geführt wird, ist auch unklar – wahrcheinlich gibt oder gab es noch irgendeinen Li Chao). Durch das 2-2 konnte Russland durch einen Sieg gegen Frankreich zu den Führenden aufschließen und komplettiert das Podium der Supermächte in der Reihenfolge China, USA, Russland. Dahinter landeten Polen und England. Für Deutschland gab es zum Abschluss ein 2-2 gegen Armenien, man landete auf dem geteilten 6.-14. Platz und blieb als einzige Mannschaft ungeschlagen. Ein prima Ergebnis für die deutschen Männer, das mit der Einzelgoldmedaille von Daniel Fridman an Brett 4 gekrönt wurde.
Jetzt aber zu den Damen, bei denen die letzte Runde zum Drama wurde. Vor der letzten Runde führte China mit einem Punkt vor der Ukraine, den USA und Armenien, dahinter lauerten Georgien, Russland und Aserbaidschan. Aserbaidschan verabschiedete sich durch ein 2-2 gegen Vietnam aus dem Medaillenrennen. Georgien schlug Armenien trotz einiger Schrecksekunden in der Partie von Nino Batsiashvili, die gegen Anna Sargsyan so gerade noch ins Remis entkommen konnte, mit 3-1 und hoffte auf die richtigen Ergebnisse an den vorderen Tischen. Aber danach sah es nicht aus.
Die Ukraine gewann sicher gegen die USA, die entscheidenden Punkte lieferten Anna und Marija Muzychuk, und sah wie der sichere Olympiasieger aus, da alles auf einen glatten Sieg von Russland gegen China hindeutete. Aleksandra Goryachkina hatte gegen Shen Yang früh vorgelegt und Brett 3 endete unspektakulär remis. An Brett 4 hatte Olga Girya gegen Lei Tingje zwischendurch 3 Bauern mehr (die Enginebewertungen bewegten sich zeitweise zwischen +7 und +9 Bauerneinheiten), und in der Spitzenbegegnung zwischen Alexandra Kosteniuk und Ju Wenjun stand eine völlig ausgeglichene Stellung auf dem Brett. Aber plötzlich wurde die Partie zum Nervenspiel: Olga Girya verschlechterte ihre Stellung zunehmend, und plötzlich war die Partie tatsächlich remis. Ju Wenjun versuchte gleichzeitig noch alles, um auf Gewinn zu spielen und gewann tatsächlich einen Bauern, aber auch das war eigentlich nicht zu gewinnen. Nach über 80 Zügen (beide spielten nur noch auf ihren 30s Inkrement-Sekunden) glaubte Alexandra Kosteniuk eine Pattkombination zu sehen, diese hatte aber ein Loch und kostete einen Springer und kurzdarauf die Partie zum nie für möglich gehaltenen 2-2 für China, das den Olympiasieg bedeutete. Gleichzeitig rückte daduch Gastgeber Georgien mit den beiden Schwäbisch Haller Spielerinnen Lela Javakhishvili und Nino Batsiashvili (die auch noch aus Batumi stammt) auf den Bronze-Platz vor.
Was machten die deutschen Damen? Am Ende gab es nochmal ein weiteres 2-2 gegen Rumänien, 5 Siege, 4 Unentschieden und 2 Niederlagen bedeuteten den geteilten 20. Platz. Da hatte man sich sicher mehr erhofft, auf der anderen Seite ist es beeindruckend, wieviele extrem starke junge Spielerinnen für die unterschiedlichsten Nationen unterwegs sind, und bis auf Elisabeth Pähtz sind alle deutsche Spielerinnen keine Profis sondern (natürlich sehr ambitionierte) “Freizeitspielerinnen”, und da darf man die Erwartungen auch nicht zu hoch schrauben.
Und jetzt noch eine Fotogalerie vom Schlusstag:
Hier können alle Ergebnisse gefunden werden.